Wieder daheim & Never Say “no” to Pre-boarding

Photo: Katrin Zimmermann

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So, nun bin ich also wieder Daheim, endlich! Es gibt sooo viele Dinge, an denen ich mich gerade wieder erfreuen kann:

  • Mein Bett mit meiner Daunendecke und meiner Katze

  • leckeres Leitungswasser, dem ich nicht unterstelle, dass es Magenbeschwerden bereitet

  • wir haben einen Jasmin im Vordergarten, was mir gar nicht bewusst war (meine Florenz-Duft-Pflanze)

  • einen gut sortierten Supermarkt in dem ich heute Burata gefunden habe

  • meine eigene Küche, in der ich durch die Besuche in florentinieschen Restaurants mal wieder Lust hatte zu kochen

  • mein Schreibtisch, an dem ich bei geöffneten Fenstern in meine Glyzinie blicke und stundenlang schreiben kann

  • unsere Dusche mit einem unglaublich tollen Wasserdruck

  • Menschen um mich herum, mit denen ich u. a. reden kann

  • mein Meditationskissen, auf dem ich wieder stundenlang sitzen kann, ohne dass mir dabei die Beine einschlafen

  • die wunderbare Flora und Fauna Nerddeutschlads, die mir so saftig und grün erscheint

  • die traumhaften Mai-Temperaturen von 22 Grad

    und so viele wunderbare Kleinigkeiten, die ich sehe und wieder neu genießen kann.

Ich bin heute in unserer Stadt gewesen und habe “Italien gesucht”: Ich habe den Espresso in zwei Cafés getestet, habe einen neuen Gemüseladen inspiziert und nach interessanten, mir nicht bekannten Lebensmitteln gesucht (Erbsenkeimlinge - lecker), habe mir Büffelmorzarella und Burata gekauft.

In einem Café habe ich dann (wegen Platzmangels) mit einer Dame zusammen gesessen und wir kamen ins Gespräch. Das hat sich nach Urlaub angefühlt, so ungezwungen, italienisch - Guck an, das funktioniert hier auch!

Ich habe einige Fotomotive gesehen hatte aber die Hände voll und das Handy im Rucksack. Jetzt ärgere ich mich, dass ich die Motive nicht festgehalten habe, denn ich hätte große Lust, sie jetzt zu teilen.

Zuhause habe ich dann meinen alkoholfreien Bitter aus dem Kühlschrank geholt und ihn mit Eis, Zitrone und Mineralwasser zu meinem Italienerinnerungsdrink gemacht (ganz ohne Dröhnkopp).

Die Rückreise gestern ist gut verlaufen: Mein Super-Host hat mich, wie versprochen in Florenz zum Flughafen gefahren. Es waren, wie angekündigt, knackige 34 Grad, und ich war froh, das der Flughafen klimatisiert war und ich aus meinem Sommerkleid in die Klamotten wechseln konnte, mit denen ich bei 14 Grad in Hamburg aus dem Flieger steigen wollte.

In Florenz am Flughafen hat wieder alles ganz toll geklappt. Es ist schön, wenn der Flughafen so klein und übersichtlich ist, dass man tatsächlich jemand am Infoschalter antrifft, der oder die einem wirklich helfen kann. Obwohl ich viel zu früh am Flughafen war, ich glaube es war 14.30 Uhr und mein Flug ging um 17.10 Uhr, war 10 Minuten, nachdem ich mit der Dame an der Information über meinen Assistenzbedarf gesprochen hatte mein Assistent auch schon da.

Ich wurde wieder in einen Rollstuhl verfrachtet, zur Gepäckaufgabe (es hat keiner gesagt, dass der Koffer zu schwer ist!) und dann durch die Security und zum Gate gebracht. Dort konnte ich dann die restliche Zeit warten. Der Assistenz-Mann sagte mir, dass ein Kollege kommt, wenn das Boarding beginnt, um mich dann abzuholen.

Der Kollege kam und entschuldigte sich nochmal kurz für 5 Minuten.

In dieser Zeit sprach mich eine der Bodenstewardessen an und fragte, ob es mir möglich wäre die Treppe zum Flugzeug hochzugehen und ich antwortete nitt: Ja! Ihre nächste Frage war, ob ich auch mit dem Bus mitfahren könne. Ich sagte wieder Ja. Dann meinte sie, mehr zu sich selbst als zu mir: „Okay, so no pre-boarding.“

Dann kam der Assistenzmann zurück uns war irritiert: Er fragte mich, ob ich die Treppe zum Flieger hochkomme und ob ich wirklich mit dem Bus fahren will und nicht mit dem Auto. Ich antwortete ihm, dass ich schon klarkomme, wenn ich mit dem Bus fahre, ich muss ja nur den anderen Passagieren hinterher laufen (ins Flugzeug). Im Flieger bräuchte ich dann nur jemanden, der mir hilft den Sitzplatz zu finden.

Gut, dann würde er sich jetzt verabschieden und er nahm den Rollstuhl gleich mit.

An der Stelle war glaube ich der Fehler passiert: Niemals „Nein“ sagen, wenn jemand fragt, ob man pre-boarding braucht! Ich wusste ja gar nicht, was das ist. Und während ich noch überlegte, dass ich das wohl besser mal fragen sollte, startete schon das Boarding und ich wurde sogar mit den Business und priority Passagieren „geboardet“.

Der Steward im Flugzeug half mir dann meinen Sitzplatz ausfindig zu. Machen. Während des Fluges kam er auf mich zu: Es gäbe in Amsterdam gerade einen Engpass, ob es okay für mich wäre mit den anderen Passagieren wieder mit dem Bus zu fahren. Die Assistenz würde dann auf mich am Terminal warten, an dem der Bus ankommt. Für mich war das okay, solange ich dann dort abgeholt werden würde.

Und ich wurde nicht!

Ich hatte eine Stunde Umstiegszeit. Wer schon einmal in Amsterdam Schipol war, der kennt die Ausmaße des Flughafens: Eine Stunde ist nichts! Ich war total verzweifelt und musste mich nun entscheiden, wie viel Zeit ich auf die Suche nach der fehlenden Assistenz aufwenden wollte und wie viel der Zeit ich darauf verwenden wollte mir anderweitig Hilfe zu organisieren und selbstständig meinen Weg zu finden.

Zum Glück erkannte ich eine Frau aus meinem Flugzeug wieder, die gerade vor einer der großen Anzeigetafeln stand, und ich sprach sie an, ob sie mir helfen könne.

Wie der Zufall es wollte musste sie auch in den Bereich, in dem mein Gate war, so dass sie mich auf ihrem Weg “absetzen” konnte. Wir sind eine gefühlte Ewigkeit durch diverse Gänge und Hallen gegangen, was ich niemals alleine geschafft hätte, erst Recht nicht in dieser kurzen Zeit.

Es hat dann alles geklappt und ich bin pünktlich angekommen.

Ich habe gemerkt, wie mich die Szene aufgewühlt hatte. Ich habe mir dann sofort die Stewardess gegriffen, als sie kam um das Boarding für den Flug nach Hamburg vorzubereiten. Ich sagte ihr das etwas schief gegangen sei und sie bitte mal prüfen soll, dass ab jetzt alles wieder rund läuft.

Und so war es dann auch.

Ich weiß nicht, ob der Steward in der Maschine von Florenz nach Amsterdam mir eine falsche Auskunft gegeben hat, denn eigentlich hätte ich regulär im Flieger abgeholt werden sollen. Vielleicht habe ich den Assistenzmenschen einfach verpassst, weil ich in den Bus gestiegen bin, statt im Flieger auf meine Abholung zu warten.

Ich werde es nie erfahren. Eines ist mir aber klar geworden: Diese blöde falsche Bescheidenheit, ist wirklich fehl am Platz und bringt in eine Organisation die ganz klar strukturiert ist, nur Verwirrung und Chaos.

Ja, ich brauche keinen Rollstuhl.
Ja, ich kann die Treppen vom Flugzeug alleine gehen.
Ja, ich kann mit den anderen Passagieren im Bus fahren und brauche keine private Tour mit dem Auto

Aber wenn ich das alleine mache, dann falle ich aus dem Schema und dann fehlt mir die Unterstützung in den Bereichen, in denen ich sie brauche, nämlich bei der Navigation durch das Flughafengebäude.

Es wird bei der Assistenz nicht abgefragt, was genau es ist, was man kann und was nicht, weil es wahrscheinlich zu zeitaufwendig wäre. Hier heißt es dann halt auch mal in den Rollstuhl setzen, obwohl man laufen, aber nicht sehen kann.

Lesson learned!

Von da an hat es dann wieder wunderbar geklappt mit der Assistenz. Ich war darüber auch heilfroh, denn als sich in Hamburg rausstellte, dass mein Koffer noch in Amsterdam war, war der Herr von der Assistenz einmal mehr eine große Hilfe bei der erforderlichen Organisation.

Nun warte ich auf meinen Koffer und freue mich darauf, ihn in ein paar Tagen (wenn alles gut läuft) auszupacken und damit dann noch eine riesige Portion Florenz zu tanken und mich an den Dingen zu erfreuen, die ich jetzt noch entbehren muss und die mich mit meinen vier Wochen Florenz und dem Florenzgefühl verbinden können.

Es hat Spaß gemacht, heute Abend noch mal wieder einen Blogpost zu schreiben, und ich hab mir schon ein paar Themen überlegt, wie ich die vier Wochen noch weiter aufarbeiten möchte.

Also, bleib dabei, es wird weiter gehen.

Ich schicke Dir liebe Grüße aus dem (nun) sonnigen Norddeutschland, mit den angenehmen Temperaturen, dem köstlichen Leitungswasser und der wunderschönen grünen Vegetation und den vielen anderen Dingen, die den Alltag so toll machen und de ich (gerade) wieder erkennen kann, nachdem ich sie entbehrt habe!

Deine Katrin

 
 
 
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