Heute: Ruhetag (+ Soundscape)

Photo: Unsplash

Klicke auf den Button um zur meiner Florenz Fotosammlung zu gelangen.


 

Just Some Florence Sounds

 
 

21.05.2022

Heute: Ruhetag!

Vielleicht auch ein wenig, weil mein Magen heute rebelliert, mache ich heute einen Ruhetag.

Erst als ich das beschlossen habe, fiel mir auf, dass ich ja seit über zwei Wochen auch „Dauerbespaßung“ mache und mir da so ein Tag Nichtstun mal ganz gut tun würde.

Also Frühstück ausfallen lassen, Tee statt Latte Macchiato auf dem Santo Spirito, dann eine vorgezogene, verlängerte Mittagspause und nun Cola-Kur wieder auf dem Santo Spirito.

Ein paar Tische weiter sitzt etwas, das wie ein Junggesellinnen Abschied aussieht, aber italienisch. Eine junge Frau mit einer wunderbaren Stimme spielt Ukulele und singt und pfeift dazu und keiner schert sich drum.

Es ist noch Mittagszeit und dementsprechend voll und heiß. Die Stimmung ist irgendwie träge, gechillt und gelassen.

(Jetzt wurde aber doch ganz uncool geklatscht, als die junge Frau ihr Lied beendet hatte.)

Gerade kommt wieder dieser angenehme Wind, der heute stärker weht als die Tage zuvor.

In den Touristen Hot Spots gibt es in den Restaurants an den Begrenzungs-Brüstungen Wasservorrichtungen, die einen feinen Wassernebel in die Luft versprühen, der dann von dem Wind verteilt wird - sehr angenehm. Ich habe so etwas noch nie vorher gesehen, war allerdings auch noch nie im Sommer so wirklich in südlichen Ländern unterwegs. Gibt es so etwas öfter?

Heute kam ich wieder an das Thema „nicht genug zu sein“. Ich habe immer wieder den Gedanken im Kopf, dass ich auf der Welt bin, um eine „bestimmte Mission zu erfüllen“ :-) Wahrscheinlich habe ich doch zu viele James Bond Filme geguckt!

Ich habe halt die Idee im Kopf, das mein Leben einen Sinn haben muss. Entweder einen, den es hat und den ich noch nicht entdeckt habe oder aber einen Sinn, den ich meinem Leben geben muss.

In jedem Fall muss ich etwas tun, was mir bislang noch nicht gelungen ist, und deshalb kommen öfter mal diese Gedanken von Schuld, falsch sein, nicht genug sein.

Heute Morgen fiel mir dann wieder die Sterbeszene aus Hermann Hesses „Knulp“ ein, in der sich Knulp sinngemäß bei Gott dafür entschuldigt, was er alles falsch gemacht hat in seinem Leben.

Hesses Gott, der übrigens auch meiner ist :-), gibt liebevoll zurück, warum Knulp glaube, dass Gott gewollt hätte, das Knulp sein Leben anders hätte leben sollen. Gott wollte das Knulp genau das Leben lebte, das er gelebt hat, die Fehler macht, die er gemacht hat.

Okay, wenn wir mal davon ausgehen, dass es genau so ist: Das wir genau die Fehler machen, die wir machen sollen, genau die Lektionen bearbeiten, die wir bearbeiten müssen und genau das in die Welt bringen, was wir in die Welt bringen sollen, dann darf ich mich entspannen.

Ich habe an Freunde gedacht, die vielleicht glauben, nur ihr kleines unbedeutendes Leben zu leben und ihren Hobbys nachzugehen. Und doch bedeutet es für mich und die Welt so viel, wenn sie ihre wundervollen Fotos teilen, wenn sie mich mit ihrem Sinn für Ästhetik, Schönheit und Kreativität beglücken, wenn mich mit ihrer Naturverbundenheit und Naturliebe erden, wenn sie mir mit ihrer Menschenliebe und ihrem Verständnis Zuversicht schenken, wenn sie mir mit ihrer Klarheit und Gradlinigkeit wieder Boden unter den Füßen geben, wenn sie mir spiegeln, was ich bei ihnen nähre und sie mir so ein Gefühl von Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit schenken.

Das passiert alles, weil sie authentisch sind. Diese Dinge geschehen, wenn diese Menschen das tun, was ihnen am Herzen liegt, wenn sie echt sind, nicht kämpfen, sondern das tun, was sie am liebsten tun, was ihnen leicht von der Hand geht und Spaß macht.

Mein Gott (und Hesses?) hat den Menschen mit Schätzen ausgestattet, die er dadurch entdeckt, dass er das tut, was ihm Spaß macht. Z. B. Im Café sitzen und schreiben. Durch die Freude daran, wird sich etwas bewegen, wird er etwas bei sich und anderen bewirken und dafür ist er gemacht.

Und wenn ich es nur oft genug schreibe, werde ich es hoffentlich irgendwann glauben und danach entspannt leben können, ohne von einem Ort zum nächsten hasten zu müssen, um irgendetwas werden zu müssen!

Was würdest Du machen, wenn Du nur noch tust, was dir Spaß macht? Was würdest Du nicht mehr machen?

Was glaubst Du: Würde die Welt dadurch reicher werden?

Nun habe ich noch ein paar Postkarten geschrieben und bin endlich mal in die Kirche Santo Spirito gegangen, damit ich heute wenigstens etwas geleistet habe :-)

Leider durfte man in dieser wunderschönen und sehr beeindruckenden Kirche keine Fotos machen, sonst hättest Du jetzt auch etwas davon.

Als ich reinkam, probte gerade ein kleiner Chor, der von einer kleinen Orgel begleitet wurde. Ich liebe das: Es ist so stimmungsvoll und man kann es genießen, solange es für einen passt und dann aufstehen und gehen, wenn es nicht mehr passt. Ich habe mir überlegt, wie vielen der Chormitgliedern wohl klar ist, in welcher Weise sie gerade mein Leben bereichern. Oder denken sie nicht vielmehr: „Oh Mann, war ich heute schlecht, Emanuela kann viel schöner singen als ich! Ich sollte damit aufhören oder aber viel besser werden!“

Meine Psychologin hat mich sehr beeindruckt, als sie mir einmal sagte: „Ja, ja mit Erwartungen ist das so eine Sache! Tun Sie lieber das, was Ihnen Spaß und Freude macht und lassen Sie es dann los.“

Wer danach lebt, der hat mich Sicherheit große Chancen ein erfülltes und glückliches Leben zu leben, das glaube ich auf jeden Fall!

Ich werde heute früh ins Bett gehen und mir morgen spontan überlegen, worauf ich Lust habe.

Ich habe die Ruhe heute sehr genossen und bin froh, dass ich sie mir gegönnt habe!

Wer Lust hat, sich die Junggesellinnen anzuhören, der klicke auf die Sounddatei. Ich hoffe der Wind nervt nicht zu sehr!

Nun wünsche ich Dir eine schönen Morgen, Tag oder Abend oder auch eine gute Nacht! Schön, dass Du dabei bist.

Liebe Grüße aus Florenz sendet Dir

Deine Katrin

 
 
 
Zurück
Zurück

Den Palazzo mit anderen Augen sehen (+EN Podcast)

Weiter
Weiter

Kunstwerke und Köstlichkeiten