Kunstwerke und Köstlichkeiten
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17:00 Uhr Piazza Santo Spirito
Heute war es endlich soweit: die Uffizien! Ich bin heute super früh aufgewacht und habe mich dann entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um zu den ersten Museumsbesuchern des Tages zu gehören. Um Punkt 8:15 Uhr war ich bei den Uffizien. Der Hinweg war auch schon ein Erlebnis: Es lohnt sich wirklich früh aufzustehen - die Ponte Vecchio (fast) für sich alleine zu haben ist wirklich schön!
In den Uffizien habe ich auch wieder problemlos meine kostenlose Eintrittskarte bekommen, musste diese aber, anders als beim Palazzo Pitti und dem Boboli Garten am Ticket Schalter abholen, was Anstehen bedeutete.
Ich habe es so genossen, immer mal wieder die Galerie im 2. Stock des Gebäudes entlang zu schauen und festzustellen, dass ich fast alleine war. Ich habe mich kurz mit einem Wärter unterhalten, der sagte, dass die Zeit von 8-10 Uhr die beste Zeit ist, da dann noch nicht so viel los ist.
Um kurz nach 10 Uhr wurde es deutlich voller. Ich merkte auch, dass meine Aufnahmekapazität am Ende war. Mir fiel der Vergleich mit einem Besuch in einer Parfümerie ein, in der einem auch empfohlen wird, nur drei Düfte auszuprobieren, weil man mehr sensorisch nicht verarbeiten kann.
Genau so habe ich mich um kurz vor 11 Uhr gefühlt: ich war voll … und habe mich geärgert :-) „Jetzt bin ich schon mal hier und mache so früh schon schlapp! Ich bin doch noch gar nicht FERTIG!“ und so weiter und so fort!
Aber mein lieber Körper hat mir ganz klare Zeichen gegeben, was jetzt zu tun ist: Mittagspause. Ich habe ihm dann aber noch einen schnellen Einkauf abgerungen.
In den Uffizien hat es mir Spaß gemacht, den Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, die nicht so ins Auge springen. Oder anders ausgedrückt: Ich habe mir das angeschaut, was ich sehen konnte, was für mich „sehbar“ war. In diesem Museum kann man an viele der Kunstwerke ganz dicht herantreten, weil sie von einer Glasscheibe geschützt werden. Meistens hat das aber zurFolge, dass die Beleuchtung nicht mehr stimmt, d. h., dass Blendungen und Reflektionen verhindern, dass man das Bild „störungsfrei“ sehen kann. So werden manche schönen Bilder für mich uninteressant.
Einige der Bilder habe ich mir schon auf der Internetseite des Museums angeschaut und mir die Beschreibung dazu angehört.
Ich habe die € 6 ausgegeben und mir einen Audioguide geliehen. Leider sind nur einige der Kunstwerke „besprochen“, aber damit ist man schon ausreichend beschäftigt.
Ich plane noch einen zweiten Besuch, da ich es irgendwie geschafft habe Botticelli zu überspringen. Und Tizian möchte ich mir auch noch anschauen. Ich überlege, ob es vielleicht auch clever ist, kurz vor Feierabend hinzugehen, da dann der 2. Stock, den man zuerst besichtigt, wahrscheinlich leerer ist als morgens.
Was mich überrascht hat war, wie sehr ich von dem Gebäude und der Innenarchitektur angetan war.
Das bringt mich zu der Überlegung, ob ich mir nun doch auch noch den Palazzo Pitti anschauen möchte, weil ich glaube, dass da einiges für mich drin sein könnte.
Nach wie vor finde ich es schwierig in einer Stadt zu sein, die ein solches Überangebot an Schönheiten aufweist. Mir wird dadurch nicht nur die Endlichkeit meines Urlaubes sondern auch meine eigene bewusst ;.)
Das allererste Mal, dass ich dieses Gefühl hatte, war als wir vor ein paar Jahren Mitglied in der Hamburger Bücherhalle wurden. Das ist auch dann total praktisch, wenn man nicht direkt in Hamburg wohnt, weil man das umfangreiche digitale Angebot online von überall nutzen kann. Um Mitglied zu werden mussten wir aber einmalig in die Bücherei am Hühnerposten fahren. Und weil wir nun schon mal da waren, habe ich mir dann auch gleich das Angebot angeschaut. Ich habe mich für die Abteilung zum Thema Buddhismus interessiert und war schlichtweg überwältigt, wie umfangreich das Angebot war. Zum allerersten Mal war da der Gedanke: „Das schaffe ich ja gar nicht mehr in diesem Leben!“
Okay, nun habe ich die 50 hinter mir gelassen und der Gedanke kommt öfter auf. Ich stelle fest, das es ja dann wohl nicht anders funktioniert, als jetzt aber wirklich mal Prioritäten zu setzen.
Neulich kam mir (gefühlt zum ersten Mal) das Wort „Ernsthaftigkeit“ unter. Für mich gewinnt das gerade an Bedeutung.
Es scheint für mich darum zu gehen, mir klar zu werden, was meine Seele braucht und dies dann mit „Ernsthaftigkeit“ zu Priorisieren. Macht das Sinn?
Und da ist Florenz ein wunderbares Übungsfeld: Was ist meins? Was ist mir wichtig? Was sind meine Highlights in den Uffizien? Womit möchte ich meine Lebenszeit hier und überhaupt verbringen?
Und was für mich immer deutlicher zum Vorschein kommt ist, dass die Antworten auf diese Fragen nicht aus dem Kopf zu kommen scheinen, sondern aus dem Bauch kommen werden!
20:45 Uhr zu Hause auf dem Balkon
Und wieder habe ich einen Sieg errungen, über mich: Ich habe mich getraut, in einem wunderschönen kleinen Restaurant, an dem ich schon einige Male vorbei gegangen bin, zu fragen, ob sie vielleicht etwas Glutenfreies anbieten können .. und sie konnten. Also habe ich einen Tisch bestellt, mich schick gemacht (die schöne schwarze Hose kneift zwar schon ein bisschen :-) und bin um 19 Uhr zum Essen gegangen.
Es war sooooo schön! Auf so vielen Ebenen war es toll: die Musik, das ESSEN!, das Ambiente, der Service, der Sommerabend, das Gespräch mit den netten deutschen Tischnachbarn (Grüße!)!
Ich wurde mehr als reich belohnt für meinen Mut!
Ich habe richtig gemerkt, dass ich aufgeregt war, als ich meine Wohnung verlassen habe. Ich habe es bewusst gespürt und bin damit weitergegangen.
Vielleicht hört sich das für manche/n LeserIn albern an, aber für mich ist das wirklich ein großes Ding. Ich denke mir immer, dass solche schönen Restaurants nicht für mich bestimmt sind, sondern nur für tollere, reichere, bessere, wichtigere Menschen als mich - eben so, wie auf der Roof Top Bar im Hotel neulich beim Sundowner.
Das Essen im „Da Fulvio“ heute Abend war so simpel wie fantastisch: Glutenfreie Spaghetti mit frischen Tomaten und Burrata, dazu ein Glas leichten Rotwein und eine Flasche Wasser, die zum „Gedeck“ dazu gehört. Die Spaghetti waren die besten, die ich in meinem Leben gegessen habe! Die Kombination aus frischer, warmer Tomatensauce und zartem, weichen, kühlem Burratakäse war schlichtweg DER HAMMER!
Als ich fragte, ob er mir auch eine glutenfreie Nachspeise anbieten könnte, kam er verneinend aus der Küche wieder. Aber er empfahl mir ein Restaurant von Freunden, die diverse glutenfreie Kuchen im Programm haben. Das Restaurant war nur zwei Minuten entfernt. Er gab mir seinen Namen und den der Besitzerin und des Angestellten und ich habe mich auf den Weg gemacht.
Ich bin in einer kleinen Seitenstraße der Piazza Santo Spirito gelandet und konnte vor dem kleinen Restaurant sitzen, mit einem Barhocker als Tisch und in den Sonnenuntergang schauen, während die Gäste zum Abendessen eintrudelten.
Da das „Della Lola“ auch glutenfreie Speisen anbietet und mir so gut gefallen hat, habe ich für kommenden Freitag, wenn meine Freundin kommt, einen Tisch reserviert.
Paolo, der Angestellte erzählte, dass die Schwester der Chefin Mathilda sich glutenfrei ernährt (ernähren muss?) und es deshalb viele glutenfreie Speisen gäbe. Das kleine Restaurant hat jeden Tag außer sonntags am Mittag geöffnet, aber Abends nur freitags und dienstags. Ich bin sehr gespannt auf unser Essen.
Als ich im Anschluss wieder an meinem ersten Restaurant vorbeikam, habe ich kurz mit Zachary, dem Kellner, der mir das Restaurant für das Dessert empfohlen hatte gesprochen und ihm erzählt, dass ich einen Tisch für kommende Woche bestellt habe. Er hat sich gefreut und mich noch gefragt, welchen Kuchen ich gewählt habe. Dann hat er mir den cheese cake als Dessert für kommende Woche ans Herz gelegt.
Ich weiß nicht, wie sie es machen, „die ItalienerInnen“, aber sie verstehen es eine Verbindlichkeit und Zugewandtheit herzustellen, die ich so „von uns“ nicht kenne.
Manch einer würde jetzt wahrscheinlich sagen, dass seinen alles nur gewiefte Halsabschneider, aber ich möchte glauben, dass da mehr dahinter steckt.
Ich überlege, ob ich das Thema noch mal mit einer Deutschen die hier lebt bei einem Kaffee bespreche.
Ich habe da nämlich tatsächlich neulich zufällig die Frau getroffen, über die ich im Fernsehen eine kurze Dokumentation gesehen hatte: Stefanie Leman kommt ursprünglich aus Berlin und hat hier einen kleinen Laden, in dem sie Handtaschen fertigt.
Meine Freundin interessierte sich neulich ganz zufällig für ihren Laden und als wir reinschauten, habe ich sie gleich wiedererkannt - sehbehindert wie ich bin :-)
So, 21:45 Uhr: Nun ist es schon ganz dunkel hier draußen auf meinem kleinen Balkon. Die Nachbaren haben ihre Lichter eingeschaltet und das „tülülülü“ eines Thermomix aus der Nachbarwohnung vermittelt Heimatgefühle - Zeit ins Bett zu gehen und dankbar für einen wunderbaren Tag in die Kissen zu fallen.
Ich hoffe, ich konnte Dir Freude bereiten mit meinen Bildern und Worten und freue mich, wenn Du mich auch weiterhin begleitest.
Liebe Grüße aus Florenz
sendet Dir
Deine Katrin