Die Idee ist geklaut

Tiefes Zuhören ist ein Begriff, den ich im Buddhismus kennen gelernt habe - Nein, keine Angst: Ich möchte Dich nicht bekehren ;-)

Ich habe in den letzten Jahren in der buddhistischen Tradition von Zen Meister Thích Nhất Hạnh eine Art des Austauschs kennen gelernt, die Dharma Sharing heißt.

Beim Sharing (Teilen) geht es darum, das zu teilen, wovon das Herz voll ist, von den eigenen Erfahrungen.

Es wird davon Abstand genommen, Bewertungen, Ratschläge, Tipps oder Lösungsvorschläge zu geben und die Zuhörenden praktizieren “tiefes Zuhören”, ohne eine direkte Reaktion auf das Gehörte zurück zu geben.

Ich habe es als unglaublich hilfreich erfahren, sich anderen “mitzu*teilen” und anderen zuzuhören und zu trainieren, Bewertungen loszulassen und Akzeptanz und Toleranz zu üben -

nicht nur anderen gegenüber, sondern auch und vor allem mir selbst gegenüber und all dem gegenüber, was ich in mir trage!

Alleine zu hören, wie jemand anderes ähnliches Leiden erfährt wie ich und zu hören, welche Erfahrungen er oder sie gemacht hat, hat mir geholfen, mich mit meinem Leiden nicht mehr alleine zu fühlen.

Ich erfahre durch diese Art des Austauschs Unterstützung und Verbindung, vielleicht gerade weil mir keiner Lösungsvorschläge oder seine/ihre Bewertung gibt oder mich “anders” haben will.

Diese Art des Austauschs bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu teilen ohne “gestört” zu werden und ohne Ratschläge oder Tipps oder Bewertungen von anderen zu erhalten.

Tiefes Zuhören

Wie klingt das für Dich? Neu? Ungewohnt?

Meine ersten Erfahrungen mit dieser Art des Austauschs waren beeindruckend: Es ist ganz natürlich für uns, unsere Reaktion auf das Gesagte zu zeigen und unsere Bewertungen direkt in Worte zu fassen.

Oft ist unsere Reaktion so heftig und impulsiv, dass wir das Gegenüber noch nicht einmal ausreden lassen können.

Während der andere noch spricht kann es sein, dass wir mit unseren Bewertungen so beschäftigt sind, dass wir gar nicht mehr hören, was gesagt wird, denn oftmals “wissen wir ja sowieso schon, was er oder sie sagen will”.

Oder wir bereiten während der/die andere spricht schon mal vor, was wir entgegne wollen, welchen Ratschlag wir geben wollen.

Oder aber, wir können es kaum erwarten, dass der andere mal Luft holt, damit wir endlich unsere Geschichte loswerden können!

Ich möchte mit dem wertschätzCHen live versuchen, diesen Austausch “auf weltliche Füße” zu stellen und so die Kunst des Zuhörens wiederzuentdecken und zu kultivieren.