DER GARTEN

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Ich hab noch einen Koffer in …. ähhhh

photo: Katrin Zimmermann www.DerGarten.org

Am 02. Juni bin ich von Florenz über Amsterdam nach Hamburg zurück geflogen. Als ich in Hamburg ankam, war mein Koffer nicht da.

Zum Glück wurde ich von einem sehr freundlichen Herren begleitet, da ich ja Assistenz gebucht hatte. Er half mir den richtigen Schalter zu finden, um meinen Verlust zu melden.

Ich bin in der Regel bei solchen Ereignissen ziemlich entspannt und gehe erstmal ganz optimistisch davon aus, dass sich die Dinge von alleine regeln werden.

In den vergangenen 18 Tagen habe ich sicherlich des öfteren an meinen Koffer gedacht. Zu Hause angekommen hatte ich direkt das “Baggage Claim Form” vervollständigt und habe des öfteren mal den “Track your baggage” Button auf der KLM Seite geklickt. Dort hieß es aber immer nur, dass mein Report eingegangen sei, mein Gepäckstück noch gesucht werden würde und ich später noch mal reinschauen sollte.

18 Tage lang, immer der gleiche Text.

Ich hatte mir vorgenommen, solange Geduld zu üben, bis die letzte Postkarte aus Florenz bei meinen Lieben eingetrudelt war.

Am vergangenen Samstag war es dann soweit, die Postkarte kam und ich musste nun aktiv werden. Ich habe dann über WhatsApp Kontakt aufgenommen. Damit hatte ich vor meinem Hinflug schon Erfahrungen gesammelt. Man braucht viel Geduld, da im Schnitt alle 24 Stunden je eine Nachricht verschickt wird. Wenn man also eine Folgefrage hat, muss man mindestens einen Tag auf die Antwort warten - zähe Geschichte also.

Gestern kam die Nachricht, dass man mein Gepäck nicht lokalisieren könne, die “Verfolgung” aber weiter gehe. Für den unglücklichen Fall, dass man meine Tasche (?!) nicht “zurückverfolgen” könne, kann ich eine Reklamation beim Kundendienst über das Webformular einreichen. Der BIC (Baggage Inventory Claim) würde zur weiteren Bearbeitung in meiner Kundenservice-Datei aufgenommen.

Häää?

Ich fragte nach, was das zu bedeuten hat, da doch von Anfang an klar war, dass der KOFFER in Amsterdam stehen geblieben war, weil sie an dem Tag zu wenig Mitarbeiter hatten und die Übergangszeit zwischen meinen Flügen zu kurz war. Ich schickte die Nachricht los und stellte mich auf eine Antwort in 24 Stunden ein. Ich warte noch.

Heute morgen habe ich dann weitere, diesmal etwas ernsthaftere Schritte eingeleitet. Ich habe mich durch websites gelesen, bin weiteren Links gefolgt, die mich immer im Kreis wieder zur altbekannten Trackingfunktion lotsten und habe schließlich bei der KLM ganz “old school” angerufen!

Es war auch gar nicht so umständlich und langwierig, bis ich dann eine freundliche Dame am Apparat hatte: Auch sie konnte mir nur mitteilen, dass mein Koffer noch nirgends eingescannt worden sei und sie mir nichts weiter sagen könne. Sie empfahl mir in zwei Tagen ein “claim form” auf der Internetseite auszufüllen, mit dem ich Erstattung für den Verlust meines Koffers einfordere.

Ich fragte sie, ob mein Gepäck denn auch weiterhin gesucht werden würde, wenn ich eine Erstattung bekommen hätte, was sie bejahte.

Meine Zuversicht schwand und es machten sich Gefühle von Alleinsein, Traurigkeit, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und Wut breit.

Ich war gefangen in einem System, das ich nicht durchschauen konnte und das mir auch keiner erklären konnte oder wollte. Ich wollte verstehen, wie es dazu kam, dass mein Koffer nun verschwunden zu sein schien.

Für mich führt das Verstehen oft zu Akzeptanz. Aber wenn es mir keiner erklären kann oder will, dann bleibe ich unwissend und traurig und alleine zurück. So fühlte ich mich. Keine Unterstützung weit und breit.

Was auch da war, war die Angst, etwas “falsch” zu machen, z. B. eine Frist zu versäumen, so dass es mein Fehler war, wenn der Koffer weg wäre und ich keine Entschädigung bekäme.

Aber zu der Ohnmacht gegenüber dem undurchschaubaren System des “lost and found” kam noch etwas hinzu:

Ärger über mich selbst: Wieso hat mich der materielle Inhalt meines Koffers emotional so in der Hand?

Was war in dem Koffer, was diese intensiven Gefühle auslöste?

Mein Florenz, ein Teil von mir!

Ich habe irgendwie die Idee, dass in dem Koffer ein Stück von meinem Florenz ist, und von mir. Wenn ich den Koffer nicht zurückbekomme, dann ist damit auch ein Stück von mir weg. Eine Chance mich mit dem Ich aus Florenz wiederzuverbinden ist verloren. Mein Florenz-Ich ist verloren.

Aha!?!? Was für ein Blödsinn ist das denn?

Ich denke an die Dinge in dem Koffer und welche Bedürfnisse sie mir erfüllen

  • Mein schöner neuer zitronengelber Hoodie, den ich mir gerade erst gekauft hatte un dden ich nicht ein einziges mal in Florenz getragen habe, weil es viel zu heiß war. GEBORGENHEIT, SICHERHEIT, LEICHTIGKEIT

  • Meine Buddha Statue, die ich zum Geburtstag vor 12 Jahren (?) von meinen Krabbel-Müttern geschenkt bekommen hatte SPIRITUALITÄT, SICHERHEIT, STABILITÄT

  • Meine Morgenseiten-Notizbücher, die ich in Florenz gefüllt hatte STABILITÄT, LEICHTIGKEIT, VERBUNDENHEIT

  • Das Messing, was ich mir gekauft habe, was mich im Alltag an Florenz erinnern sollte ÄSTHETIK, VERBUNDENHEIT

  • Ein Pinienzapfen von meinem Besuch in der ländlichen Toscana VERBUNDENHEIT

  • Meine gute Lupenbrille und mein e-book Reader SICHERHEIT, SELBSTSTÄNDIGKEIT

  • Mein Tee “Green Magnolia”, denn ich jeden Morgen in Florenz zum Start in den Tag getrunken habe LEICHTIGKEIT, ZUVERSICHT

Irgendwie verbinden diese materiellen Dinge mich mit meinem Florenz-Gefühl, das ich glaube nicht spüren zu können, wenn ich diese Dinge nicht in den Händen halten kann oder um mich habe.

Ich werde mich also weiter gedulden müssen und abwarten, was passiert!

Ich werde berichten.