Ich bin angekommen (+ Soundscape)
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Just some Florence Sounds
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Tea Time in der Via del Tè
Es sind noch drei Tage bevor ich am Donnerstag wieder nach Hause fliege.
Und ich habe mich heute dafür entschieden, erstmal meinen Blog, den ich in den letzten Tagen vernachlässigt habe, zu aktualisieren. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dafür ausnahmsweise sogar meine Meditation und meine kostbaren Morgenstunden geopfert habe.
Ja, mein Blog ist mir sehr wichtig. Das Reflektieren und Schwelgen in den Fotos des Tages ist mir in den letzten Tagen abgegangen.
Nun sitze ich wieder einmal auf der Piazza Santo Spirito im Caffè Ricci und genieße den wirklich guten Latte Macciato. Inzwischen haben sie zwei Kellnerinnen hier, die an den Tischen sogar am Morgen bedienen. Habe ich die sonst übersehen oder wurden sie erst in dieser Woche vor Pfingsten eingestellt, da die Touristensaison startet und so einfaches Geld zu verdienen ist, denn für den Latte Macchiato wird statt 1,20 € an der Bar am Tisch 3,50 € berechnet.
Ich habe mir meinen Macchiato an der Bar geholt. Es war ja schließlich auch harte Arbeit, bis ich dieses Procedere erstmal durchblickt hatte :-).
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich den Rest des Tages verbringen werde. Auf jeden Fall möchte ich mir selbst noch einen Brief schreiben. Das habe ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder gemacht. Kennengelernt habe ich das glaube ich in der Reha. Hier wurde uns der Brief dann ein paar Wochen später mit der Post zugeschickt.
Die Anregung war damals, Dinge in den Brief zu schreiben, an die man sich gerne Erinnern möchte. Praktiken, die man kennengelernt hatte oder auch Erlebnisse, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.
Ich habe es sehr genossen, in diesem Brief liebevolle Worte an mich zu richten, mir selbst Dinge zu schreiben, die mich motivieren sollten.
Als der Brief damals kam, hatte ich tatsächlich schon vergessen, was ich mir geschrieben hatte. Und so war ich ganz gerührt von den Zeilen von mir an mich.
Mein Gedächtnis ist so effektiv, dass ich mir sogar selbst Weihnachtsgeschenke machen kann, wenn ich sie nur lang genug vorher besorge - Macht übrigens Spaß!
Das Wetter ist heute ganz nach meinem Geschmack: Zur Zeit (11 Uhr) sind es erfrischende 22 Grad, und heute sollen die Temperaturen auch nur auf 27 Grad steigen. Das kann ich gut ab, obwohl ich seit ein paar Tagen meinen Kreislauf merke.
Wahrscheinlich ist das der Grund, warum in Italien so viel Kaffee getrunken wird, damit der Kreislauf bei dem Wetter stabil bleibt - nur so’ne Hypothese.
Gerade weht eine frische Brise über den Platz, der um diese Zeit bereits von vielen Touristen gefüllt ist. Das hat auch zur Folge, dass hier eben ein Mann mit einem Notebook saß und nun hinter mir noch eine junge Frau. Wahrscheinlich eine Urlauberin aus Kreuzberg :-)
Morgen möchte ich noch mal am Nachmittag in die Uffizien gehen und mir noch ein paar Räume anschauen, die ich beim letzten Mal nicht gesehen hatte.
Tatsächlich hat mich der Besuch in den Uffizien und im Pitti Palast am meisten beeindruckt. Es war sehr emotional für mich und ich habe mich bei diesen Besuchen tatsächlich sehr mit mir verbunden gefühlt.
Aber auch meine Fotostreifzüge durch Florenz, dieser ganz besondere Blick, den ich entwickelt habe, hat mich auf eine angenehme Art mit mir verbunden.
Schwierigkeiten hatte ich damit, wenn meine Vorstellungen mit der Realität zusammenprallten.
Am vergangenen Wochenende, als meine Freundin zu Besuch war, hatte ich ihr einen ganzen Blumenstrauß an möglichen Aktivitäten vorgeschlagen und dann war ich „mal wieder nicht leistungsfähig“.
Ich habe immer wieder Probleme damit, dass ich nicht so bin, wie ich es gerne hätte: nicht so wach, nicht so redselig, nicht so lustig, nicht so aktiv, nicht so mitfühlend, nicht so gesund und so weiter!
Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erzählt habe: In Plum Village, dem französischem Kloster des Zen Meisters Thich Nhat Hanh bekommt man, wenn man bei der „Transmission of the Five Mindfulness Trainings“ (der Übertragung der Fünf Achtsamkeitsübungen) einen Dharma Namen.
Es ist ein Name, der für einen Wert steht, den man praktizieren soll. (Da gibt es also keinen „falschen Namen“, da sich ja jeder Wert zu praktizieren lohnt - also eine sichere Bank ;-)
Der Dharma Name, der mir gegeben wurde war Generous Acceptance (of the Heart). Großzügige Akzeptanz dessen was ist! Was für eine lebenslange Übungsaufgabe!
Wenn nun immer öfter mit dem was ist, also zum Beispiel meiner derzeitigen Kreislaufschwäche, lerne liebevoll umzugehen, statt damit zu hardern und mich zu zwingen, mich durchzubeißen, dann wird das Leben „weicher“.
Als ich mir überlegt habe, was ich heute machen wollte, kam mir in den Sinn: „Etwas Weiches“ - Komisch, oder?
Aber vielleicht heißt es so etwas wie: etwas Harmonisches. Etwas was mir nicht gegen den Strich geht!
Es fühlt sich sehr harmonisch an, hier zu sitzen und zu schreiben: Sonnenschirme, Bäume, deren Äste sich in der Brise wiegen, große dunkle Holztische, bequeme (ausreichend hohe) Stühle, guter Kaffe und kalte Cola, ein Brunnen (auch wenn ich sein Plätschern nicht hören kann), das Zwitschern der Spatzen, die tanzenden Sonnenflecken auf den Steinen der Piazza, meine Jacke, die den kühlen Schatten angenehm sein lässt und vor alledem:
Die Ruhe. Die Ruhe in mir. Die Erlaubnis hier zu sitzen, so lange ich möchte. Mich zum ersten Mal nicht getrieben zu fühlen. Das erste Mal das Gefühl zu haben:
Ich bin angekommen!