DER GARTEN

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Was ist das denn für ne Monsterscheisse … ?!

Da macht man und tut man, um sich diesen wunderschönen GARTEN aufzubauen und freut sich auf die vielversprechenden Schätze, die es dort zu finden gibt und dann das:

Auf meinem Weg durch den GARTEN, fröhlich und voller Zuversicht über Blumenwiesen hüpfend, gelange ich auf der aktuellen Etappe meiner ganz persönlichen SCHATZSUCHE zu einer neuen Schatztruhe.

Ich bin voller Vorfreude auf das, was sich mir wohl Wunderbares beim Öffnen der Kiste offenbart. Ich hebe den Deckel an, während um mich herum die Vögel zwitschern, die Bienen summen und die kleinen Blümelein fröhlich im Sommerwind mit ihren bunten Köpfen nicken.

Und was finde ich: W U T!
Unglaublich - in der Kiste liegt Wut! Na schönen Dank auch! Kess lächelt sie mich an und fordert mich auf, sie “zu umarmen”!

Was soll denn der Scheiß? - Wut! Damit bin ich schon seit Jahren durch! Ich bin nicht wütend, nie! Ich bin total gechillt, tiefenentspannt, verständnisvoll, fürsorglich.

Natürlich bin ich manchmal traurig, manchmal auch verzweifelt oder erschöpft, auch schon mal verärgert, aber wütend bin ich doch nie. Eine Unverschämtheit ist dieser Schatz. Eine Frechheit, mich mit sowas zu konfrontieren.

In meiner “Blümchenwelt” ist Wut etwas Schlechtes, Furchtbares, Zerstörerisches und Angsteinflößendes - eben immer destruktiv.

Als ich den “Schatz” näher betrachte ist die Wut die dort liegt aber anders: Sie ist konstruktiv! Sie ist kraftvoll, d. h. sie vermag es dem Wütenden Energie zu geben. Energie etwas Konstruktives, etwas “Gutes” zu tun. - Hmmm … interessant!

Beim genauen Hinschauen wird mir plötzlich die unglaubliche Kostbarkeit die vor mir liegt klar: Wut ist die Energiequelle, nach der ich, energielos wie ich die letzten Jahre war, verzweifelt gesucht habe.

Wow!

Ich freunde mich mit ihr an und stelle fest, dass Wut und Mut für mich zusammenhängen: In der Vergangenheit war ich taub für meine Wut, weil ich nicht den Mut hatte, mich mit meinen Wünschen, Forderungen und Grenzpfeilern zu zeigen. Ich wollte niemanden vor den Kopf stoßen, verletzen, zu nahe treten, verärgern. Ich dachte, dass meine Bedürfnisse doch gar nicht so wichtig sein können, als dass es sich lohnte sich unbeliebt zu machen und sich den Unmut der anderen zuzuziehen.

Oftmals habe ich es für wichtiger empfunden, dass die anderen ihre Strategien auch auf meine Kosten verfolgen.

Dafür zu sorgen, nach anderen Strategien zu suchen, die auch meine Bedürfnisse berücksichtigen, machte mir Angst. Ich befürchtete alles zu kompliziert und aufwendig zu machen und dafür abgelehnt zu werden.

Die ersten Tage mit meiner “neuen Kostbarkeit” waren unglaublich anstrengend. Ich hatte ein wahnsinniges Schlafbedürfnis und hab viel gegessen und ferngesehen, um mir Ruhepausen von diesem “neuen Gefühl” zu gönnen.

Nach etwas mehr als einer Woche nachdem ich den Schatz entdeckt habe, konnte ich bereits erste bahnbrechende Erfolge verzeichnen.

Mein Leben mit Wut fühlt sich er*wachsen an. Mal sehen, ob ich das beschreiben kann:

Es macht handlungswillig und viel mehr noch handlungsfähig.

Meine neue Arbeitshypothese ist nun Folgende: Ich möchte meine Wut, und auch jedes andere meiner unangenehmen Gefühle, wie ein Kontrolllämpchen im Armaturenbrett eines Autos sehen: Das unangenehme Gefühl zeigt wie ein aufleuchtende Lämpchen an, dass etwas nicht stimmt. PUNKT.

Mehr sind unangenehme Gefühle nicht, als die Anzeige: “Hier ist ein Bedürfnis um das Du Dich kümmern musst!”

Dann kann ich mich um mich kümmern. Ich kann erforschen, für welches Bedürfnis dieses Kontrolllämpchen leuchtet: Was ist es, wonach ich mich gerade sehne! Was wird mir gerade verwehrt, genommen?

Die Wut macht mir ganz klar, was gerade für mich nicht stimmig ist. Aus dieser Klarheit heraus komme ich mithilfe der Energie der Wut ins Handeln.

Manchmal ist es wichtig energisch “Halt! Stopp!” zu schreien. Aber ich glaube, dass es oftmals noch wichtiger ist, sich Ruhe zu nehmen, wenn das Lämpchen leuchtet, um zu forschen, um das Bedürfnis zu ermitteln und um geeignete Strategien zu finden, die mir helfen dieses Bedürfnis zu nähren, sprich meine Sehnsucht zu stillen oder meinen Wunsch zu erfüllen.

Das ist es dann, was ich unter Selbstfürsorge verstehe.

Die Königsdisziplin ist es dabei die Strategie zu ermitteln, die den Bedürfnissen aller Beteiligten dienlich ist. Das braucht mitunter etwas Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl. Aber ich bin zuversichtlich und werde mir dazu mal wieder mein GFK- (Gewaltfreie Kommunikation) Lieblingsbuch “Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt” von Serena Rust (Link zur Leseprobe) hervorholen.

Nachdem ich die Schatzkiste geöffnet hatte, hatte ich das Gefühl mehr Input in Form von Informationen und Erfahrungsberichten zu brauchen, um das Thema Wut besser zu verstehen.

Folgender Content hat mir dabei sehr geholfen:

  • BUCH: Wutkraft von Friederike von Aderkas
    Hier ein Kapitel des Hörbuchs auf spotify*

  • PODCAST: Wut
    Folge aus dem Psychologie-Podcast von PLUS (Bayrischer Rundfunk)
    Hier der Link zur Podcastfolge auf spotify*

  • PODCAST: Die gute Wut in Dir
    Folge aus dem Podcast: Betreutes Fühlen mit Atze Schröder (für mich überraschend gut!)
    Hier der Link zur Podcastfolge auf spotify*

*Du kannst spotify auch kostenfrei nutzen, dann allerdings mit Werbeunterbrechungen.